Wir haben uns vereinigt, um dem Volke zu sagen, welche Maßregeln wir für sein Wohl für nötig halten. Wir hoffen, daß das Volk uns beistimmen wird.
Die Grundlage der Zustände unseres Staates war bisher der Unterschied, das Interesse der einzelnen Klassen unter dem Volke. Die Revolution in Berlin, welche nur der Widerhall ist der Revolution in der ganzen Welt, hat diese Grundlagen vernichtet; jeder Kartätschenschuß hat ein Loch darin gemacht. Die Grundlage der künftigen Zustände unseres Staates ist die Herrschaft des Volkes, die volle Teilnahme jedes, wenigstens 21 Jahre alten Staatsbürgers, sei er Arbeiter, Bürger oder Landmann, an den Angelegenheiten des Staates. Die Herrschaft des Volkes, welche auf den Barrikaden von Berlin erfochten ist, kann nur erhalten und gesichert werden durch das allgemeine Wahlrecht. Dieses verlangt, daß jeder wenigstens 21jährige Staatsbürger, sei er Arbeiter, Bürger oder Landmann, das Recht habe, seine Stimme bei der Ernennung der Abgeordneten zu der allgemeinen Volksvertretung abzugeben. Diese Volksvertretung wird die Zustände des Staats ordnen, bei ihr hat das Volk seine Wünsche anzubringen; sie ist die gesetzgebende Behörde, von der das Volk die Abhilfe all seiner Not, aller herrschenden Übelstände verlangen muß. Es wird also ganz von den gewählten Abgeordneten des Volkes abhängen, ob es seine gerechten Forderungen durchsetzt oder nicht. Das allgemeine Wahlrecht ist das einzige Wahlgesetz, welches dem Interesse des Volkes genügt. Das Volk wird sich weder vom vereinigten Landtage, noch vom Ministerium ein anderes beschränkendes Wahlgesetz aufdringen lassen. Das Recht zu wählen und gewählt zu werden, darf nicht vom Steuersatze abhängen. Die allgemeine Volksvertretung muß sobald als möglich zusammenberufen werden.
Damit wir sicher sind, durch dies allgemeine Wahlrecht eine wirkliche Vertretung des Volkes zu erreichen, wollen wir, daß uns sofort das freie Versammlungs- und Vereinigungs-Recht ohne polizeiliche Vorsichtsmaßregeln, die unbeschränkte Redefreiheit, die volle Preßfreiheit zugestanden werde.
Wir wollen ferner die Aufhebung aller Vorrechte, welchen Namen sie auch tragen mögen, namentlich der gutsherrlichen Gefälle, die auf den Landleuten noch schwer lasten. Wir wollen die Errichtung eines Ministeriums für die Arbeiter, damit endlich einmal unter Zuziehung der Arbeiter selbst eine gründliche Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen vorgenommen werden kann. Wir wollen eine völlige Umgestaltung der gegenwärtigen Kreis- und Kommunalordnungen, damit das Volk seine eigenen Angelegenheiten auch wirklich selbst ohne Bevormundung der aktenschreibenden Regierungen ordne. Wir wollen eine Umgestaltung der gegenwärtigen Gesetzbücher und des bestehenden Gerichtsverfahrens, dieses muß sich auf Öffentlichkeit, Mündlichkeit und Geschwornengerichte stützen. Wir wollen, daß Männer aus dem Volke Recht sprechen.
Wir wollen endlich volle Lehrfreiheit, vollständige staatsbürgerliche Gleichstellung aller Religionen und Konfessionen, eine wirkliche Volkserziehung, bei welcher es auch dem Unvermögenden möglich gemacht ist, sich auszubilden. Wir wollen eine Verminderung der kostspieligen und nutzlosen stehenden Heere, so daß sie nur noch den Stamm für eine Volksbewaffnung mit freier Wahl der Führer bilden. Wir wollen mit einem Worte eine volkstümliche, wohlfeile Regierung, damit wir die Mittel für die Bedürfnisse des Volkes gewinnen. Nach dem Sturze der Bürokratie, der Schreibstubenherrschaft, läßt sich das Heer der besoldeten Beamten bedeutend vermindern.
Und schließlich wollen wir die Mittel, welche der Staat nicht entbehren kann, dadurch aufbringen, daß wir die Steuern denen auferlegen, welche am wenigsten durch sie bedrückt werden. Wir wollen also eine vollständige Umgestaltung der bisherigen Steuerverhältnisse. Wir wollen alles für das Volk und alles durch das Volk!
Möge das Volk diesen unseren Grundsätzen seine mächtige Unterstützung leihen, mögen sich überall Vereine bilden, um diesen Grundsätzen Geltung zu verschaffen.
Angenommen in Hamm am 2. April 1848 in einer Versammlung
von Volksfreunden.
Das provisorische Komitee:
Otto Lüning aus Rheda. J. Weydemeyer aus Hamm. Christian Esselen aus Hamm.
Friedrich Kapp II. aus Hamm. Rudolf Rempel aus Bielefeld.