An alle Fabrikarbeiter, Handwerksgehilfen, Tagelöhner und Dienstboten. Der Gesetzentwurf über die Wahlen zur deutschen Volkskammer ist veröffentlicht und wird in den nächsten Tagen in der Frankfurter Nationalversammlung beraten werden.
Dieser Entwurf erklärt jeden Fünfundzwanzigjährigen, selbständigen und unbescholtenen Deutschen für berechtigt, zu wählen und gewählt zu werden.
Nur der eigentliche Lebensnerv des deutschen Volkes, die große Klasse der Arbeiter, ob sie ihre Arbeitskraft in den Fabriken eines Industriellen, in den Werkstätten eines Gewerbemeisters, auf dem Hof oder den Feldern eines Grundbesitzers oder in einer einzelnen Hausverwaltung zum Nutzen der Genannten verwenden - sie alle sind unmündig, sind politisch rechtlos, gleich den Bankrotteurs, den Blödsinnigen und Verbrechern.
Ein solches Machwerk wagt man einer deutschen Nationalversammlung
vorzulegen, einer Versammlung, die wir berufen glaubten, die Rechte des
deutschen Volkes, also auch die unsrigen festzustellen; die wir gewählt
haben, um für die Verbesserung unserer schwer gedrückten Lage etwas
Bedeutendes zu leisten - einer Versammlung, die in ihren Grundrechten
erklärt hat:
alle Standesvorrechte sind aufgehoben! Ihr seid alle mit uns aufs
tiefste entrüstet über diese dem ganzen Arbeiterstand angetane
Schmach, uns zugefügt von einer Versammlung, die der Revolution ihre
Existenz verdankt, um so tiefer entrüstet, da das konterrevolutionäre
Ministerium Brandenburg-Manteuffel den Märzverheißungen nicht so
schnöde ins Gesicht zu schlagen wagte und doch wenigstens an dem
allgemeinen Wahlrecht nicht rüttelte.
Die deutsche Nationalversammlung hat uns zwar schon in vielen unserer gerechten Erwartungen enttäuscht, doch hoffen wir zuversichtlich, daß sie einen so schmachvollen Gesetzentwurf, wie er aus der Kommission hervorgegangen ist, nicht zum Gesetz erheben wird, wenn wir, die ungeheure Mehrzahl der deutschen Nation, durch unzählige Proteste aus allen Teilen Deutschlands ihr zeigen, wie tief uns die bloße Vorlegung eines solchen Gesetzes empört hat.
Auf, deutsche Arbeiter, sendet Adressen über Adressen an diejenigen Vertreter, von denen Ihr wißt, daß sie stets die Rechte des deutschen Volkes geschützt haben, um gegen dies schmachvolle Gesetz mit allen Kräften zu protestieren.
Der deutsche Arbeiter kann und will die Hoffnung nicht aufgeben, auf dem Wege der Reform seine Forderungen durchgesetzt zu sehen; er ist sich bewußt, fähig zu sein, an den Arbeiten für die Wohlfahrt aller Klassen des Volkes mitzuwirken. Nie und nimmer läßt er sich die teuerste Errungenschaft der März-Revolution, das allgemeine Wahlrecht rauben. Will die Gesellschaft ihm das wichtigste aller staatsbürgerlichen Rechte entziehen, will sie ihn zur politischen Willenlosigkeit verdammen, so macht sie ihn aus ihrem wärmsten Freunde zu ihrem grimmigsten Feinde.
Im Namen des Zigarrenmacherwerks.
Der Vorstand der Zigarrenmacher
Meier, K. Reiche, F. Lieder, Schaaf, Esche.
An alle Fabrikarbeiter, Handwerksgehilfen, Dienstboten und Tagelöhner der Stadt und Umgegend!
Im Reichswahlgesetzentwurf wird den genannten Ständen das Recht entzogen, zur Volkskammer zu wählen und gewählt zu werden und sie dadurch für politisch rechtlos erklärt. Dagegen soll ein Protest zur Währung dieser Rechte an die Nationalversammlung gerichtet werden; die Versammlung zur Beratung und Abfassung dieses Protestes findet am Sonntag, 18. Februar morgens 10 Uhr, im Friedrichstädter Elbpavillion statt und werden die Betreffenden dazu hiermit eingeladen.
Im Namen des Zigarrenmacherwerks.
Der Vorstand der Zigarrenmacher.
Meier, K. Reiche, F. Lieder, Schaaf, Esche.
Neue Rheinische Zeitung,
Organ der Demokratie,
Nr. 226, Köln, den 19. Februar 1849