Zum ersten Male seit mehr denn 30 Jahren vernimmt mit billigem Erstaunen das deutsche Volk die Stimme der Bundesversammlung, welche zur Eintracht zwischen den Völkern und Regierungen mahnt. Die deutsche Nation hat dieses Machwerk (datiert Frankfurt den 1. März) teils mit Hohngelächter, teils mit gerechter Entrüstung aufgenommen. Jetzt, wo einer der mächtigsten Throne (Louis Philipp) gesunken und die brausende Woge der Völkerfreiheit drohend an die übrigen Throne schlägt, jetzt kommt diese Mahnung, jetzt auf einmal Vertrauen und Preßfreiheit.
Auf dem blutgetränkten Schlachtfelde von Leipzig knieten die Fürsten nach dem durch ihre Völker mutig errungenen Siege und schwuren: Freiheit ihren Völkern. - Sie haben falsch geschworen!
Ja falsch geschworen, denn keine von allen Versprechungen wurde gehalten, und statt Freiheit wurde namentlich auf die deutsche Nation - Druck, Schmach und Schande gehäuft, und jede deutsche Regierung wurde in ihren schmählichsten Handlungen unterstützt - von der Bundesversammlung, die jederzeit der geistigen Entwicklung der deutschen Nation hemmend im Wege stand.
Hat diese Bundesversammlung je die Fürsten gemahnt, ihre Verpflichtungen den Völkern zu halten ? - Nein!
Hat diese Versammlung dem Herzoge von Nassau sein Unrecht bedeutet, als er sich die Domänen anmaßte und die sich diesem widersetzenden, edelsten Abgeordneten des Landes in schmählichen Kerker setzte? - Nein!
Hat der Bundestag auf die Stimme des deutschen Volkes und den Notschrei der Hannoveraner um den Verlust ihrer Verfassung gehört? - Nein!
Hat der Bundestag dem sittenlosen Kurfürsten von Hessen, als er mit seiner Hure die Millionen des verarmten Landes im Auslande verpraßte, die gebührende Zurechtweisung gegeben? - Nein!
Hat dieser Bundestag die deutschen Stämme in Schleswig und Holstein gegen die Anmaßungen eines erbärmlichen dänischen Königs geschützt? - Nein! sondern hat selbst die Sympathien des übrigen Deutschlands mißbilligt!
Hat dieser Bundestag den König von Preußen gehindert, die hungernden schlesischen Weber mit Kartätschen niederzuschießen, statt sie mit den Millionen zu sättigen, die er durch Festlichkeiten zu Ehren einer fremden Königin vergeudete? - Nein!
Hat dieser Bundestag dem scheinheiligen, schuldbefleckten Wasserdichter von Bayern in seinem finstern Treiben und schamlosen Wandel, als er selbst eine spanische Hure, zur Schmach des deutschen Volkes, zur Gräfin machte, gehemmt? - Nein!
Hat dieser Bundestag einen übermütigen Prinzen von Sachsen zur Rechenschaft gezogen, als er die Bürger von Leipzig niederschießen ließ? - Nein!
Hat dieser Bundestag den dreißigjährigen Prinzipienreiter von Ebersdorf zur Rechenschaft gezogen, als derselbe 1831 hundertundzwanzig Bauern morden ließ ? - Nein!
Hat dieser Bundestag die verblendeten Regierungen von Baden und Hessen gefragt, warum man die Männer des Volkes, v. Gagern, v. Rotteck u.s.w. aus dem Staatsdienste entfernte? - Nein!
Hat dieser Bundestag die Falschmünzer von Koburg, die das deutsche Volk um Hunderttausende betrogen, dafür zur Entschädigung angehalten? Nein!
Hat dieser Hemmschuh von Bundestag dafür Sorge getragen, daß jedem Deutschen im Auslande der gebührende Schutz zu Teil -wurde ? - Nein! sondern gab zu, daß man Badens edle Männer v. Itzstein und Hecker in Preußen wie gemeine Verbrecher des Landes verwies.
Das deutsche Volk erkennt daher auch keinen Bundestag und keinen seiner schon gefaßten oder noch zu fassenden Beschlüsse mehr an.
Das deutsche Volk fürchtet sich nicht vor der französischen Nation, sondern erkennt in derselben eine sichere Bürgschaft seiner künftigen Freiheit als in den wortbrüchigen Versprechungen seiner eigenen Fürsten.
Das deutsche Volk will: Preßfreiheit, Glaubensfreiheit, allgemeines Parlament, Aufhebung des Zweikammersystems, Verminderung der Zivil- und Pensionsliste, Aufhebung der stehenden Heere, dieser Zwangsjacke für die Völker und Puppenspiels der Fürsten, und dagegen allgemeine Volksbewaffnung.
Werden dem deutschen Volke diese Forderungen nicht im vollsten Umfange und augenblicklich bewilligt, so wird die Zukunft beweisen, daß es auf anderm Wege noch mehr zu bekommen versteht.
Das deutsche Volk wird einig sein in sich, und ein Ganzes werden mit seinen Söhnen, die jetzt noch als Krieger in die bunten Farben der Fürsten gekleidet, ihm ferne zu stehen scheinen, und dann wird der schöne Tag erscheinen, der uns unter einer, der schwarz-rot-goldnen Fahne vereinigt zu einem - großen Deutschlande!
Es lebe Frankreich! Es lebe das vereinigte Deutschland!