Neben dem "politischen Klub" und dem "konstitutionellen Klub" hat sich am 30. März ein dritter freier Verein gebildet, um die Ergebnisse unserer Revolution für das Volk auszubeuten und fruchtbar zu machen. Es ist ein Volksverein im höchsten und weitesten Sinne des Worts, ein Volksverein, in dem alle Klassen, besonders aber diejenigen vertreten sind, welche den markigen Kern des Volkes bilden: die besitzlosen Arbeiter.
Ein Protest gegen die übereilte Wiedereinführung von Militär gab den nächsten Anlaß zur Bildung dieses Vereines, der sich am Abend des 31. März in einer vorläufigen Anzahl von etwa 3000 Mitgliedern als einen bestehenden erklärt hat, in der Art,
1. daß alle Mittwoch abend und jeden Sonntag nachmittag unter den Zelten regelmäßige allgemeine Versammlungen stattfinden sollen, um die Angelegenheiten des Volks zu besprechen und das Volk gegen jeden Eingriff in seine heiligen, durch die Revolution vom 18.-19. März erkauften Rechte zu wahren;
2. daß der allgemeine Volksverein sich nach den verschiedenen Klassen, Gewerken und sonstigen Körperschaften in besondere kleine Vereine gliedern soll, die sich in ihrem eigenen Kreise über ihre besonderen Bedürfnisse, Wünsche, Forderungen aufzuklären und aus ihrer Mitte Sprecher zu wählen haben, die diese ihre Wünsche und Anträge bei der allgemeinen Volksversammlung vortrügen und verträten;
3. daß ein Flugblatt gegründet werde, um a) die Wirksamkeit des Vereins in noch weiteren Kreisen möglich zu machen, b) aber auch ein Organ zu haben, wodurch in volkstümlicher Weise allen Rückschrittsbewegungen, die in der Presse auftauchen sollten, sofort energisch entgegentreten zu können; c) dem Volk ein Werkzeug in die Hand zu geben, wodurch es sich selbst über seine Rechte, seine Bedürfnisse und die Mittel zu deren Abhilfe öffentlich auszusprechen und zu belehren imstande ist.
Als die Grundsätze des Volksvereins sind in der Versammlung vom 31. März dreierlei Forderungen ausgesprochen worden:
1. Wahrhafte Volksbewaffnung als Gegengewicht gegen die Gewaltherrschaft der Bürgerpolizei und des Militärs.
2. Wahrhafte Volksvertretung als Gegengewicht gegen den falsch verstandenen Patriotismus der Beamtenwillkür und gegen die eigensüchtige Königsliebe der sogenannten Aristokratie.
3. Wahrhafte politische und sittliche Volksbildung als Gegengewicht gegen die gesinnungslose Ver- und Überbildung der mittleren und höheren Stände.
Der Unterzeichnete, welcher die Ehre hatte, Vorsitzer der gestrigen Versammlung zu sein, ist von derselben beauftragt worden, den in der vorletzten Versammlung beschlossenen Protest, dessen Veröffentlichung durch Anschlagen an die Straßenecken von seiten der Rückschrittspartei gewaltsam verhindert worden ist, in das Flugblatt aufzunehmen und außerdem die geehrten Zeitungsredaktionen zu ersuchen, demselben gleichfalls ihre Spalten zu öffnen. Er erledigt sich hiermit dieses doppelten Auftrags.
Nachdem die seitens der Versammlung im Milentzschen Saale am 29. d. M. ausgesprochene und noch an demselben Abend dem Polizeipräsidenten v. Minutoli durch eine Deputation dargelegte Protestation gegen die sofortige Wiedereinführung des Militärs vom Polizeipräsidenten im Namen des Ministers v. Auerswald zurückgewiesen worden ist, so bleibt der Versammlung nichts weiter übrig als, da das Militär bereits innerhalb der Mauern von Berlin ist, feierlichst zu erklären:
daß sie sich für verpflichtet halte, diese übereilte Wiedereinführung als gegen ihren Wunsch geschehen zu erklären, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Weil die angeblichen 16000 Unterschriften der Adresse, welche den Wunsch um Zurückberufung des Militärs enthielt, hauptsächlich von solchen Bürgern herrühren, die keinen Grund zur Abneigung gegen das Militär haben können, da sie am Kampfe keinen Anteil genommen haben, wogegen man diejenigen, welche den meisten Anteil am Kampfe genommen und daher die größte Abneigung gegen das Militär empfinden gar nicht gefragt, oder ihre Protestationen nicht gehört oder endlich durch Scheingründe künstlich beruhigt hat.
2. Weil nicht nur kein triftiger Grund vorhanden oder auch angegeben ist, aus dem gerade jetzt - vor der Erteilung der Konstitution, also in einem provisorischen Zustande - das Militär wieder einrücken soll, sondern auch unserer Ansicht nach die größte Gefahr damit verknüpft ist, Militär in die Stadt zu bringen, welches, noch durch keinen Eid auf die Konstitution gebunden, das bis jetzt gerechtfertigte Mißtrauen und die ebenso sehr gerechtfertigte Abneigung des Volkes gegen dasselbe verschwinden gemacht hat und machen kann.
Die Versammlung am Potsdamer Eisenbahnhofe und in den Zelten am 30. März.
Die erste allgemeine Volksversammlung findet Sonntag nachmittag um 4 Uhr unter den Zelten statt, zu der alle, die es mit der Sache des Volkes wohlmeinen, hiermit herzlich eingeladen sind.