Der Tag der 26. April, war gut gewählt: Am Montag ist Markttag in Guernica, die Straßen sind gefüllt von den Einwohnern und den Umwohnern; in der Stadt von 7000 Seelen sind überdies 3000 Flüchtlinge aus der Gegend von Irun und Santander untergebracht. Nach der Erfahrung von Durango waren Luftschutzmaßnahmen eingeführt worden. Aber die Zufluchtorte reichten nicht aus für die überfüllte Stadt.
Um halbvier Uhr schlugen die Kirchenglocken Alarm. Fünf Minuten später erschien ein dreimotoriges Junkersflugzeug, zog niedrig fliegend Kreise über der Stadt und warf sechs schwere Bomben ab. Nach weiteren fünf Minuten kam ein zweites Flugzeug und warf sechs Bomben auf die Stadtmitte. Eine Viertelstunde später erschien eine Staffel von drei Flugzeugen, das systematische Zerstörungswerk begann.
Die Bomber konnten gefahrlos tief genug fliegen, um nach der Karte Quartier auf Quartier zu belegen. Zuerst mit leichten Bomben, die die Bevölkerung auf den Straßen dezimierten. Dann mit dreihundert- und fünfhundert-Kilo-Bomben, die ganze Häuserblocks zertrümmerten und die Decken der Schutzkeller durchschlugen. Schließlich erfolgte ein Regen von Brandbomben und leichten Brandgranaten, die bei der Explosion bis dreitausend Grad Hitze entwickelten, die feurige Zungen durch die Luft schleuderten und fast die ganze Stadt in Brand setzten.
Wie auf den Scheiterhaufen der römischen Imperatoren verbrennen die Menschen als lebendige Fackeln. Das Geschrei, die Explosionen, das Krachen der Häuser und das Brausen des Feuers vermischen sich zu einem höllischen Lärm. Die Zerstörungswut der Menschen hat die Schrecken der schwersten Naturkatastrophe übertroffen.
Wie Aasgeier um das Opfer, kreisen rings um die brennende Stadt die Jagdflieger und jagen die wehrlos flüchtenden Frauen, Kinder und Greise mit Maschinengewehren nur in den Tod.
Um sieben Uhr stehen von Guernica nur ein paar noch besonders widerstandsfähige alte Gebäude. Die heilige Eiche, das Wahrzeichen der Basken, reckt ihre kahlen schwarzen Arme über eine tote Stadt. Von zehntausend Menschen sind über 800 tot, über 3000 verwundet, die übrigen obdachlos.
Dreißig Junkers 52, fünfzehn Heinkel Jagdflugzeuge und fünf Caproni-Bomber haben in dreieinhalb Stunden dreißig Kilometer hinter der Front neunzigtausend Kilogramm Bomben ausgespiehen. Die Splitter, die bei den Aufräumungsarbeiten zwischen der verbrannten Habe und den verkohlten Leichen aufgefunden werden, tragen die Inschrift: «Berlin-Rheinsdorf 1936. Heil Hitler!»
Am 27. April wird Gandeguiz-Arteaga bombardiert, am 28. April wird Amorebieta bombardiert, am 29. April wird Rigoitia bombardiert, am 30. April beginnt der Zirkel aufs neue: Durango wird bombardiert.