Am 30. Oktober, am Nachmittag nach dem Kindermord von Getafé, verkündet General Franco: «Wenige Tage noch und wir werden an der Puerta del Sol unseren Kaffee trinken.» So meldete auch der «Völkische Beobachter».
Durch das Bombardement, mit dem er seine Erklärungen zu bekräftigen versucht, werden 125 Menschen getötet, über 300 verwundet. Die Stadt fiebert, die ganze Einwohnerschaft spürt diese Verletzungen wie am eigenen Körper.
In den nächsten Tagen erreichen die «Moros» den Fluß Manzanares vor Madrid. Sie dringen ein in die Casa del Campo, treiben einen Keil in die Universitätsstadt. Sie stehen ein paar Kilometer vor der Puerta del Sol. Aber in diesen Tagen formiert sich in Madrid die Abwehr. Es sind zwei Worte, die stärker zünden, als alle Bombardements: «No pasaran!» («Sie werden nicht durchkönnen!»)
Am 9. November 1936 will Franco einmarschieren in Madrid. Aber der Kaffee wird kan der Puerta del Sol. Der Platz steht verlassen, während die ganze Zerstörungskraft der «Junkers» und «Caproni» sich über Madrid entlädt. In den letzten acht Tagen haben die Madrider gelernt, daß Schutzsuchen keine Feigheit ist. Dennoch wurden 80 Zivilisten getötet und 400 verwundet. Die Soldaten befanden sich alle an diesem Tag an der Front.
Über die Madrider Front vom 9. November 1936 ist Franco bis heute nicht hinausgekommen. Täglich wurden deutsche und italienische Bomben auf Madrid geschleudert, die republikanischen Kampfflieger und die Flakartillerie machten das Unternehmen allmählich gefährlicher. Inzwischen hat sich bei Getafé die von Hitler gelieferte schwere Artillerie installiert. Die am dichtesten bevölkerten Quartiere Madrids werden von ihr am härtesten getroffen.
Die spanischen Frauen haben mit Opfermut und Energie die Rettung Madrids sichern helfen. Viele dieser Frauen wurden getötet, während sie Schlange standen um eine Ration Bohnen, Brot, Reis oder Oel. Viele fanden bei der Rückkehr ihre Kinder tot, von Bomben zerrissen.
Nach Weihnachten 1936 übernimmt die schwere Artillerie, bedient von Soldaten und Offizieren des Reichsheeres mehr und mehr die Rolle der Flieger. Zwei Jahre hindurch fallen fast täglich ihre Granaten.
Am 5. Januar 1937 erscheinen die Flugzeuge wieder, 23 Junkers über der Plaza Cibeles. Am 9. kommen sie nachts alle halbe Stunde und verstreuen wahllos ihre Last über die verdunkelte Stadt.
Leichter als ein bestimmtes Ziel trifft man in eine Masse von Menschen. Es ist kein Zufall, daß das Nachtbombardement Sonntags regelmäßig am Schluß der Kino- und Theatervorstellung einsetzt, bevor die Besucher auseinander gegangen sind. Trotz der Lebensgefahr sind die Vorführungen des Chaplin-Films «Moderne Zeiten» ürberfüllt. (Dieser Film ist im Dritten Reich verboten.)