Der Unabängigkeitskrieg der Niederlande

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Huldrych Zwingli und Jean Calvin

Die Schweiz, obwohl mitten in Europa, ist von fast allen europäischen Kriegen verschont geblieben. Scheinbar. Denn schweizer Soldaten sind seit dem Mittelalter auf allen Schlachtfeldern gefallen und schweizer Soldaten schützten Ludwig XIV und den Papst (die Schweizer Garde im Vatikan kann man noch heute bestaunen). Während abgelegenere Bergregionen ihre Ruhe bewahrten, so profitierten die größeren Städte doch vom transalpinen Handel. Städtebündnisse, wie zwischen Zürich und Straßburg, sind die sichtbare Folge. Und mit den Waren kamen auch neue Ideen in die Schweiz. So, wie der Handel durch die Entdeckung Amerikas und den bedeutenden Indienhandel ganz neue Wege nahm, so wurden neue politische und religiöse Vorstellungen diskutiert.

Zwingli gibt den ersten Anstoß zur Reformation in der Schweiz

[ Huldrych Zwingli ] Parallel zum deutschen Bauernkrieg entwickelte sich in Zürich eine Reformationsbewegung, die sich in einigen wichtigen Punkten von der deutschen Reformation unterschied. Huldrych Zwingli (1484-1531), der eine ganz normale Karriere in der katholischen Hierarchie hinter sich hatte, wurde 1519 Priester am Großmünster in Zürich. In diesem Jahr wütete die Pest in Zürich, der rund ein Viertel der 9 000 Einwohner zum Opfer fielen. Durch Kontakte u.a. zu Erasmus von Rotterdam und sicher auch durch die Nachrichten über Luthers Reformation begann er die Institutionen der katholischen Kirche in Frage zu stellen. Religion und Politik waren aber so eng miteinander verknüpft, das eine Änderung seiner religiösen Vorstellungen auch politische Konsequenzen haben mußte. Im Mittelpunkt seiner Predigten standen folgende Forderungen:

Am 11. Januar 1522 beschloß der Stadtrat ein Verbot fremden Mächten zu dienen (Ende des Soldatenhandels) und im Oktober 1523 wurde die Einheit zwischen Reformierter Kirche und weltlicher Macht verkündet. 1524 folgt die Abschaffung des Zölibats (Zwingli selbst heiratet am 2. Juli desselben Jahres) sowie das Verbot des Ablaßhandels und im Frühjahr 1525 wird schließlich die Messe durch das Abendmahl ersetzt.

Zwingli bricht die Opposition der Bauern und der Wiedertäufer

Während sich Zwingli im Stadtrat durchstzen kann und Schritt für Schritt seine Reformen verwirklicht, entwickelt sich gleichzeitig eine Opposition. Zum einen verweigern die Bauern ihre Abgaben unter Berufung auf die Bibel als - laut Zwingli - einzig gültigem Gesetz, in der davon nichts steht. im April/Mai 1525 kommt es daher zu Aufständen der Bauern. Hier verteidigt Zwingli klar die Interessen der Bürger der Stadt, die diese Einkünfte nicht aufgeben wollen. In diesem Zusammenhang ist auch die Einziehung der Kirchengüter und des Vermögens der Klöster zu sehen, die reibungslos abgewickelt wird. Aber in der Stadt Zürich gibt es noch die Opposition der Wiedertäufer (Anabaptisten), gegen die Zwingli ebenfalls scharf vorgeht und deren Führer, Felix Manz, am 5. Januar 1527 in der Limmat ertänkt wird.

Zwingli hatte einen ausführlichen Streit mit Luther, der 1529 zu einer Disputation in Marburg führte. Hintergrund war die wachsende Bedrohung der reformierten Fürstentümer wie auch der Schweiz durch Kaiser und Pabst. Deshalb war Philipp Hessen (der Fürst) an einem Bündnis interessiert, das aber nur möglich war, wenn es zu einer Einigung in religiösen Fragen kam. Der Versuch scheiterte jedoch aus zwei Gründen: einerseits war Luther sehr egozentrisch und verlangte von Zwingli, sich zu unterwerfen, so daß sich beide stritten, obwohl sie in beinahe allen Punkten übereinstimmten. Andrerseits betrieb Philip Melanchton, der hinter den Kulissen agierte, eine Annäherung an die benachbarten katholischen Fürstentümer, weil er sich davon eine direktere Hilfe versprach als von der doch recht entfernten Schweiz.

Bedeutender für Zwingli war jedoch der Widerstand der konservativen schweizer Urkantone, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug und Freiburg, die ihn als Unruhestifter verurteilten. Die Spannungen nahmen kontinuierlich zu, die Lebensmittelversorgung der Städte wurde unterbrochen und schließlich kam es 1531 zum Krieg. Am 11. Oktober 1531 fand bei Kappel eine Schlacht statt, bei der die Reformatoren besiegt wurden und Zwingli fiel.

Auch wenn Heinrich Bullinger Zwinglis Predigten fortführte, so hatten die Urkantone zunächst gesiegt.

Calvin setzt die Reformation durch

[Jean Calvin] Zunächst, denn einige Jahre später kam ein politischer Flüchtling in die Schweiz, der mehr Erfolg hatte: Jean Calvin (1509-1564). Calvin hatte in Paris Jura studiert, mußte jedoch wegen seiner ketzerischen Thesen flüchten und ging zunächst nach Basel ins Exil. Auf einer Reise nach Genf 1538 wurde er zum bleiben überredet: "Gottes Fluch wird dich treffen, wenn du dem Werk des Herrn deine Hilfe versagst und dich mehr suchst als ihn." Scheint gewirkt zu haben, er blieb. Aber religiöse Meinungsverschiedenheiten mit dem Genfer Stadtrat führten zum Konflikt, so daß man ihn aufforderte, die Stadt binnen 2 Tagen zu verlassen. Drei Jahre später war die radikale Fraktion in Genf aber so bedeutend geworden, daß Calvin zurückkam und diesmal auch blieb. Auch Calvin forderte die Einheit von Staat und Kirche, predigte ein einfaches Leben und die unerforschliche Vorbestimmung der Auserwählten Gottes. Genf erklärte er zu Gottes eigener Stadt. Während Luther die Reformation den Interessen des deutschen Adels angepaßt und schließlich den Fürsten die religiöse Rechtfertigung im Bauernkrieg geliefert hatte, schuf Calvin religiöse Theorien im Dienste des Bürgertums der Städte.

Das waren Theorien, die nicht nur in Genf fruchteten, sondern, den Handelswegen folgend, in Frankreich, wo sie von den Hugenotten (Theodore Beza) aufgegriffen wurden, sowie in den Niederlanden ("Confessio Belgica") und in Schottland ("Confession of Faith").
 


Vorgeschlagene Links:

http://www.zwingli.ch
Hier ist fast alles wichtige über Zwingli zu finden

Letzte Änderung: 08. Oct. 2000, Adresse: /deutsch/calvind.html