Das erste Aufbegehren der pariser Bürger und der französische Bauernkrieg

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John Ball


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Etienne Marcel und Guillaume Callé

König Jean von Frankreich brauchte Geld um den Krieg gegen England fortzuführen, ein Krieg, der insgesamt 100 Jahre dauern sollte. Dabei hatte der König in erster Linie die Städte im Auge. Das mußte ihm zwar gewisse Sorgen bereiten, aber er hatte den Bürger in der Vergangenheit schon Zugeständnisse gemacht. 1350 wurde die erste Arbeitszeitregelung erlassen, was den Fortschritt der Zünfte zu jener Zeit belegt.

Die von den Generalständen abgesegnete Einkommensteuer stieß dennoch auf allgemeine Ablehnung. Militärische Erfolge hätten vielleicht nach Ansicht der Kaufleute neue Steuern gerechtfertigt, aber was folgte war die größte Niederlage der französischen Truppen seit langem. Die zahlenmäßig überlegene französische Armee unterlag bei Poitiers 1356 den Engländern, die adligen Heerführer waren geflohen und der König gefangen.

Die Revolte der Kaufleute in Paris

Die Bevölkerung in Paris ist aufgebracht. Der Chef der Kaufmannsgilde, Etienne Marcel ist besonders populär, vor allem weil er in der Versammlung der Generalstände eine Kontrolle der Ausgaben gefordert hat. Karl, der älteste Sohn des Königs, war während der Gefangenschaft seines Vaters Regent und mußte als erstes die Generalstände einberufen um sich neue Geldmittel bewilligen zu lassen. Dabei zeigten sich die Bürger besonders selbstbewußt. Als erste Maßnahme setzten sie die Einrichtung einer Untersuchungskommission durch, die durch eine Art Aufsichtsrat über den Thron später abgelöst werden sollte. Dieser Aufsichtsrat sollte aus 28 Mitgliedern bestehen, davon 12 bürgerliche. Damit sollte zunächst eine stabile Währung sichergestellt werden. Seit 1350 war die Silbermark 39 Mal abgewertet worden, die Sorgen der Kaufleute waren also durchaus berechtigt. Außerdem sollte die Steuerbefreiung der Adligen aufgehoben werden sowie deren Privileg, eigene Steuern zu erheben. Als Gegenleistung würden sich die Städte verpflichten, auf je 100 Haushalte einen Soldaten zu stellen. Der Regent hat keine Wahl und stimmt allem zu. Das wird als sog. "Großer Erlaß" veröffentlicht. Aber Papier ist bekanntlich geduldig und Karl ein besonders hinterlistiger Mensch (Karl der Böse in der offiziellen Geschichtsschreibung). Die pariser Bevölkerung war nicht so geduldig und stürmte die Residenz des Regenten. Letzterer konnte aber rechtzeitig flüchten und verzog sich nach Compiegne.

Ein Vulkanausbruch: der Aufstand des "Jacques Bonhomme"

Den Kaufleuten wurde es angesichts der Tragweite der Bewegung etwas mulmig zumute, und es fehlte ihnen auch die nötige Entschlossenheit um sich durchzusetzen. Karls Intrigen blieben deshalb nicht erfolglos.  [Karte Frankreichs] Doch da kam ihnen ein Verbündeter zu Hilfe, mit dem sie nicht gerechnet hatten: Die Bauern standen auf in Laon, in Soissons und der ganzen Region um Paris. Dieser Bauernaufstand hatte denselben Anlaß wie die Bewegung der Bürger, nämlich die viel zu hohen Steuern. Wobei es die Bauern noch wesentlich härter traf, denn die Steuereintreiber folterten die Bauern meistens auch noch. Guillaume Callé war der Führer des Aufstandes, der sich nach kurzer Zeit bis in die Champagne, die Brie und die Gegend um Amiens ausweitete, also ganz Nordfrankreich umfaßte und als Jacquerie bekannt wurde. Den Bauern gelang es, Ermenonville im Nordwesten von Paris zu erobern, Meaux im Südwesten schloß sich der Bewegung von selbst an, so daß hier Bürger und Bauern gemeinsam für ihre wichtigsten Ziele kämpften. Viele Orte in Nordfrankreich waren zudem befestigt durch den Krieg mit dem englischen Adel.

Verrat und Niederlage

Karl versuchte darum die Bauern durch Betrug und Verrat zu besiegen. Er machte ihnen alle möglichen Versprechen und überfiel dann Meaux, wo mehrere tausend Bauern erschlagen wurden.

Das Bürgertum war schon soweit entwickelt, das es selbstbewußt auftreten und auch kämpfen konnte, aber es war noch nicht zu konsequentem Handeln fähig. Die Drohungen Karls zeigten zunehmend Wirkung, und die Schlächterei in Meaux tat den Rest. Etienne Marcel stand plötzlich alleine da. Er wurde von einem seiner Freunde, Jean Maillard, ermordet. Karl hat seine Angst im Jahr 1358 wohl nie vergessen, denn er ließ später die Bastille errichten um Paris durch eine Festung in Schach halten zu können. Diese Festung, die nach einem niedergeschlagenen Aufstand errichtet wurde, wird später von einer siegreichen Revolution zerstört.


Vorgeschlagene Links:

http://hometown.aol.de/steinholzklotz/Jacquerie.html
Kaufleute und Bauern gegen Kriegssteuern und Geldentwertung
http://hometown.aol.de/Steinholzklotz/index.html
Daten zur Geschichte von Bauernrevolten aus dreiundzwanzig Jahrhunderten


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Letzte Änderung: 26. Oct. 2006, Adresse: /deutsch/marceld.html