Unser Kampf | I. 5. | Inhalt | III. 1. | Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. »Einführung in die Nationalökonomie«, S. 580-535.
1. Korrektur
Erstellt am 20.10.1998

Rosa Luxemburg - Einführung in die Nationalökonomie

I. Was ist Nationalökonomie? - 6.


|580| Stellen wir uns auf den oben gewonnenen Standpunkt, dann wird uns verschiedenes klar, was zuerst fraglich erschien.

Vor allem wird das Alter der Nationalökonomie klar. Eine Wissenschaft, die Gesetze der anarchischen kapitalistischen Produktionsweise aufzudecken zur Aufgabe hat, konnte offenbar nicht eher entstehen als diese Produktionsweise selbst, nicht eher, als die geschichtlichen Bedingungen für die Klassenherrschaft der modernen Bourgeoisie nach und nach durch politische und wirtschaftliche Verschiebungen in einer Arbeit von Jahrhunderten zusammengetragen waren.

Nach Professor Bücher war die Entstehung der heutigen Gesellschaftsordnung freilich eine höchst einfache Sache, die mit der vorhergegangenen wirtschaftlichen Entwicklung wenig zu tun hat. Sie ist nämlich einfach eine Frucht des höheren Willens und der erhabenen Weisheit absolutistischer Fürsten.

»Die Ausbildung der Volkswirtschaft«, erzählt uns Bücher - und wir wissen bereits, daß für einen bürgerlichen Professor der Begriff »Volkswirtschaft« nur eine mystifizierende Umschreibung der kapitalistischen Produktion ist -, »ist im wesentlichen eine Frucht der politischen Zentralisation, welche gegen Ende des Mittelalters mit der Entstehung territorialer Staatsgebilde beginnt und in der Gegenwart mit der Schöpfung des nationalen Einheitsstaates ihren Abschluß findet. Die Zusammenfassung der wirtschaftlichen Kräfte geht Hand in Hand mit der Beugung der politischen Sonderinteressen unter die höheren Zwecke der Gesamtheit. In Deutschland sind es die größeren Territorialfürsten, welche die moderne Staatsidee im Kampfe mit dem Landadel und den Städten zum Ausdruck zu bringen suchen.«[1]

Aber auch im übrigen Europa, in Spanien, Portugal, England, Frankreich, in den Niederlanden, hat die fürstliche Gewsolche Großtaten vollbracht.

»In allen diesen Ländern tritt, wenn auch in verschiedener Stärke, der |581| Kampf mit den Sondergewalten des Mittelalters hervor; dem großen Adel, den Städten, Provinzen, geistlichen und weltlichen Korporationen. Zunächst handelt es sich ja gewiß um Vernichtung der selbständigen Kreise, welche sich der politischen Zusammenfassung hemmend in den Weg stellten. Aber im tiefsten Grunde der Bewegung, welche zur Ausbildung des fürstlichen Absolutismus führte, schlummert doch der weltgeschichtliche Gedanke, daß die neuen größeren Kulturaufgaben der Menschheit eine einheitliche Organisation ganzer Völker, eine große lebendige Interessengemeinschaft erforderten, und diese konnte erst auf dem Boden gemeinsamer Wirtschaft erwachsen.«[2]

Hier haben wir die schönste Blüte jener Bedientenhaftigkeit der Gedanken, die wir bei den deutschen Professoren der Nationalökonomie bereits kennengelernt haben. Nach Professor Schmoller ist die nationalökonomische Wissenschaft auf Kommando des aufgeklärten Absolutismus entstanden. Nach Professor Bücher ist gar die ganze kapitalistische Produktionsweise nur eine Frucht des souveränen Willens und der himmelstürmenden Pläne absolutistischer Fürsten. Nun heißt es den großen spanischen und französischen Despoten wie den kleinen deutschen Despötlein bitter unrecht tun, wenn man sie in Verdacht bringt, daß sie sich bei ihren Katzbalgereien mit den übermütigen Feudalherzen am Ausgang des Mittelalters oder bei den blutigen Kreuzzügen gegen die niederländischen Städte um irgendwelche »weltgeschichtlichen Gedanken« und »Kulturaufgaben der Menschheit« gekümmert hätten. Ja, es heißt die geschichtlichen Dinge sogar auf den Kopf stellen.

Freilich war die Herstellung der zentralisierten bürokratischen Großstaaten eine unumgängliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, sie war aber ihrerseits in demselben Maße nur eine Folge der neuen wirtschaftlichen Bedürfnisse, so daß man mit viel mehr Recht den Bücherschen Satz umdrehen und erklären könnte: die Ausbildung der politischen Zentralisation sei »im wesentlichen« eine Frucht der heranreifenden »Volkswirtschaft«, das heißt der kapitalistischen Produktion.

Insofern aber der Absolutismus sein unbestreitbar Teil an diesem historischen Vorbereitungsprozeß gehabt hat, so hat er doch diese Rolle mit derselben stupiden Gedankenlosigkeit eines blinden Werkzeugs der geschichtlichen Entwicklungstendenzen gespielt, mit der er sich diesen Tendenzen auch bei jeder passenden Gelegenheit zu widersetzen wußte. So, wenn die mittelalterlichen Despoten von Gottesgnaden die mit ihnen gegen die Feudalherren verbündeten Städte als bloße Erpressungsobjekte |582| betrachteten, die sie bei der ersten Möglichkeit wieder an die Feudalen verrieten. So, wenn sie den neuentdeckten Weltteil mit all seiner Menschheit und Kultur sofort und ausschließlich als das geeignete Feld für die brutalste, tückischste und roheste Ausplünderung ansahen, zu dem »höheren Kulturzwecke«, die »fürstlichen Schatzkammern« in kürzester Frist mit Goldklumpen zu füllen. So namentlich auch später in dem hartnäckigen Widerstand, zwischen das Gottesgnadentum und seine »treuen Völker« das Blatt Papier, genannt bürgerlich-parlamentarische Verfassung, zu schieben, die ja für die ungehinderte Entwicklung der Kapitalsherrschaft ebenso unumgänglich ist wie die politische Einheit und die zentralisierten Großstaaten selbst.

Tatsächlich waren ganz andere Mächte, waren große Verschiebungen im wirtschaftlichen Leben der europäischen Völker am Ausgang des Mittelalters am Werk, um den Einzug der neuen Wirtschaftsweise zu inaugurieren.

Nachdem die Entdeckung Amerikas und die Umsegelung Afrikas, das heißt die Entdeckung des Seeweges nach Indien, einen ungeahnten Aufschwung und eine Verschiebung des Handels mit sich gebracht hatte, setzte die Auflösung des Feudalismus wie des Zunftregiments in den Städten kräftig ein. Die gewaltigen Eroberungen, Landerwerbungen und Plünderungszüge in den entdeckten Ländern, der plötzliche starke Zustrom des Edelmetalls aus dem neuen Weltteil, der große Gewürzhandel mit Indien, der ausgedehnte Sklavenhandel, der Afrikaneger für die amerikanischen Plantagen lieferte, all das schuf in Westeuropa in kurzer Zeit neuen Reichtum und neue Bedürfnisse. Die kleine Werkstatt des Zunfthandwerkers mit ihren tausend Fesseln erwies sich als ein Hemmschuh für die nötige Erweiterung der Produktion und ihren raschen Fortschritt. Die großen Kaufherren schufen sich einen Ausweg, indem sie die Handwerker in großen Manufakturen außerhalb des Weichbildes der Städte sammelten, um sie hier unbekümmert um die engherzigen Zunftvorschriften unter eigenem Kommando rascher und besser produzieren zu lassen.

In England wurde die neu Produktionsweise durch eine Revolution in der Landwirtschaft eingeleitet. Das Aufblühen der Wollmanufaktur in Flandern gab mit seiner großen Nachfrage nach Wolle dem englischen Feudaladel den Anstoß, auf gewaltigen Strecken das Ackerland in Schafweide zu verwandeln, wobei das englische Bauerntum in größtem Maßstabe von Haus und Hof vertrieben wurde. Dadurch wurden massenhaft besitzlose Arbeiter, Proletarier, geschaffen, die zur Disposition der aufkommenden kapitalistischen Manufaktur stehen sollten. In derselben Rich- |583| tung hatte die Reformation gewirkt, die zur Konfiskation der Kirchengüter führte, welche an den Hofadel und an Spekulanten teils verschenkt, teils verschleudert wurden und deren bäuerliche Bevölkerung zum größten Teil gleichfalls von der Scholle vertrieben ward. So fanden die Manufakturisten wie die kapitalistischen Landpächter massenhaft eine arme proletarisierte Bevölkerung vor, die außerhalb der feudalen wie der Zunftfesseln stand und die nach einem längeren Martyrium im Vagabundenleben, im öffentlichen Arbeitshaus und unter blutiger Verfolgung durch Gesetz und Polizeibüttel in der Lohnsklaverei bei der neuen Klasse von Ausbeutern den rettenden Hafen erblickte. Alsbald folgten auch die großen technischen Umwälzungen in den Manufakturen, die immer mehr an Stelle des gelernten Handwerkers und neben ihm die Verwendung der ungelernten Lohnproletarier in größeren Massen ermöglichte.

All dies Streben und Drängen neuer Verhältnisse stieß allenthalben auf feudale Schranken und die Misere verrotteter Zustände. Die durch den Feudalismus bedingte und in seinem Wesen liegende Naturalwirtschaft sowie die Verelendung der Volksmasse durch den schrankenlosen Druck der Leibeigenschaft schnürten naturgemäß den inneren Markt für die Manufakturwaren ein, während gleichzeitig die Zünfte die wichtigste Produktionsbedingung: die Arbeitskraft, in den Städten immer noch fesselten. Der staatliche Apparat mit seiner unendlichen politischen Zersplitterung, seiner mangelnden öffentlichen Sicherheit, seinem Wust an zoll- und handelspolitischen Verkehrtheiten hemmte und belästigte den neuen Verkehr und die neue Produktion auf Schritt und Tritt.

Es war klar, daß das aufstrebende Bürgertum in Westeuropa als Vertreter des freien Welthandels und der Manufaktur all diese Hindernisse so oder anders aus dem Wege räumen mußte, wollte es anders nicht auf seine weltgeschichtliche Mission gänzlich verzichten. Bevor es nun den Feudalismus in der Großen Französischen Revolution in Stücke schlug, setzte es sich mit ihm erst kritisch auseinander, und die neue Wissenschaft der Nationalökonomie entsteht so als eine der wichtigsten ideologischen Waffen der Bourgeoisie im Kampfe gegen den mittelalterlichen Feudalstaat und für den modernen kapitalistischen Klassenstaat. Die heranbrechende Wirtschaftsordnung bot sich zunächst unter der Form eines neuen, rasch entstandenen Reichtums, der sich über die Gesellschaft in Westeuropa ergoß und der ganz anderen, ergiebigeren und scheinbar unerschöpflichen Quellen entstammte als die patriarchalischen Methoden der feudalen Bauernschinderei, die übrigens bereits am Ende ihres Lateins angelangt waren. Die frappanteste Quelle der neuen Bereicherung war |584| zuerst nicht die aufkommende neue Produktionsweise, sondern ihr Schrittmacher: der mächtige Aufschwung des Handels. Es ist auch in den wichtigsten Sitzen des Welthandels am Ausgang des Mittelalters: in den reichen italienischen Handelsrepubliken am Mittelmeer, in Spanien, wo die ersten Fragen der Nationalökonomie und die ersten Versuche zu ihrer Beantwortung auftauchen.

Was ist Reichtum? Wodurch werden Staaten reich, wodurch arm gemacht? Dies war das neue Problem, nachdem die alten Begriffe der feudalen Gesellschaft in dem Strudel neuer Verhältnisse ihre überlieferte Gültigkeit verloren hatten. Reichtum ist Gold, für das man alles kaufen kann. Also schafft der Handel Reichtum. Also werden die Staaten reich, die in der Lage sind, viel Gold einzuführen und keines aus dem Lande herauszulassen. Also müssen Welthandel, Kolonialeroberungen im neuen Weltteil, Manufakturen, die Ausfuhrartikel herstellen, vom Staate gefördert, die Einfuhr fremder Produkte, die das Gold aus dem Lande lockt, verboten werden. Dies war die erste nationalökonomische Lehre, die schon am Ausgang des 16. Jahrhunderts in Italien auftaucht und im 17. Jahrhundert in England, in Frankreich zur großen Geltung kommt. Und so roh diese Lehre noch ist, so bietet sie doch den ersten schroffen Bruch mit der Begriffswelt der feudalen Naturalwirtschaft, die erste kühne Kritik an ihr, die erste Idealisierung des Handels, der Warenproduktion, und in dieser Form - des Kapitals, endlich das erste Programm einer Staatspolitik nach dem Herzen der aufstrebenden jungen Bourgeoisie.

Bald schiebt sich an Stelle des Kaufmanns der warenproduzierende Kapitalist in den Mittelpunkt, aber noch vorsichtig, unter der Maske des schäbigen Dieners im Vorzimmer der feudalen Herrschaften. Reichtum ist mitnichten Gold, das ja nur der Vermittler im Handel mit Waren ist, verkünden die französischen Aufklärer im 18. Jahrhundert. Welche kindische Verblendung, im gleißenden Metall das Glückspfand der Völker und Staaten zu sehen! Kann mich das Metall sättigen, wenn ich Hunger spüre, kann es mich vor Kälte schützen, wenn ich nackt friere? Litt nicht der persische König Darius mit Goldschätzen in seiner Hand Höllenqualen des Durstes im Felde, und hätte er sie nicht willig für einen Schluck Wasser hingegeben? Nein, Reichtum sind all die Geschenke der Natur an Nahrung und Stoff, womit wir alle, König wie Bettler, unsere Bedürfnisse befriedigen. Je üppiger die Bevölkerung ihre Bedürfnisse befriedigt, je reicher auch der Staat, weil um so mehr auch an Steuer für ihn abfallen kann. Wer entlockt aber der Natur das Korn zum Brot, die Faser, woraus wir unsere Kleidung spinnen, das Holz und das Erz, woraus wir unser Haus und |585| Gerät bauen? Die Landwirtschaft! Sie ist es, nicht der Handel, die den wahren Born des Reichtums bildet. Also muß die Masse der landwirtschaftlichen Bevölkerung, die Bauernmasse, deren Hände den Reichtum aller schaffen, aus ihrem grenzenlosen Elend gerettet, vor der feudalen Ausbeutung geschützt, zum Wohlstand emporgehoben werden! (Damit ich einen Absatzmarkt für meine Waren finde, fügte der Manufakturkapitalist leise hinzu.) Also müssen die großen Grundherren, die Feudalbarone, in deren Händen der ganze Reichtum aus der Landwirtschaft zusammenfließt, auch die einzigen sein, die Steuern zahlen und den Staat erhalten! (Damit ich, der ich ja angeblich keinen Reichtum schaffe, auch keine Steuern zu zahlen brauche, murmelte sich wieder der Kapitalist schmunzelnd in den Bart.) Also braucht die Landwirtschaft, die Arbeit am Schoße der Natur, nur von allen Fesseln des Feudalismus befreit zu werden, damit die Springquellen des Reichtums für Volk und Staat in ihrer natürlichen Üppigkeit strömen und damit das höchste Glück aller Menschen sich von selbst mit Notwendigkeit in natürlicher Harmonie zum Ganzen fügt.

War in diesen Lehren der Aufklärer schon das nahende Grollen des Sturms auf die Bastille deutlich zu hören, so fühlte sich bald die kapitalistische Bourgeoisie stark genug, die Maske der Unterwürfigkeit abzulegen, sich stämmig in den Vordergrund zu stellen und ohne Umschweife die Ummodelung des ganzen Staates nach ihrem Vorbild zu fordern. Landwirtschaft ist mitnichten die einzige Quelle des Reichtums, erklärt Adam Smith in England am Ausgang des 18. Jahrhunderts. Jegliche Lohnarbeit, die man zur Warenproduktion anspannt, ob auf dem landwirtschaftlichen Gut oder in der Manufaktur, schafft Reichtum! (Jegliche Arbeit, sagte Adam Smith; aber für ihn wie für seine Nachfolger - so sehr waren sie bereits nur noch Mundstück der aufkommenden Bourgeoisie - war der arbeitende Mensch von Natur kapitalistischer Lohnarbeiter!) Denn jegliche Lohnarbeit schafft außer dem notwendigsten Lohn zur eigenen Erhaltung des Arbeiters auch noch die Rente zur Erhaltung des Grundherrn und einen Profit als den Reichtum des Kapitalbesitzers, des Unternehmers. Und der Reichtum ist um so größer, je größere Massen Arbeiter in einer Werkstatt, unter dem Kommando eines Kapitals an die Arbeit gespannt werden, je genauer und sorgfältiger die Arbeitsteilung unter ihnen durchgeführt ist. Dies also ist erst die wahre natürliche Harmonie, der wahre Reichtum der Nationen: aus jeglicher Arbeit für die Arbeitenden ein Lohn, der sie am Leben und zur weiteren Lohnarbeit gezwungen erhält, eine Rente, die zum sorglosen Leben der Grundherren ausreicht, |586| und ein Profit, der den Unternehmer bei guter Lust erhält, weiter das Geschäft zu treiben. So ist für alle gesorgt ohne die alten plumpen Mittel des Feudalismus. Also heißt es den »Reichtum der Nationen« fördern, wenn man den Reichtum des kapitalistischen Unternehmers fördert, der das Ganze im Betrieb erhält und die goldene Ader des Reichtums: die Lohnarbeit, zur Ader läßt. Also fort mit allen Fesseln und Hindernissen des alten guten Zeit wie auch mir den neuersonnenen väterlichen Beglückungsmethoden des Staates. Freie Konkurrenz, freies Ausleben des Privatkapitals, der ganze Steuer- und Staatsapparat im Dienste der kapitalistischen Unternehmer - und alles wird zum besten gehen in dieser besten der Welten!

Dies war das ökonomische Evangelium der Bourgeoisie, herausgeschält aus allen Hüllen, und damit war die Nationalökonomie in ihrem Kern und ihrer wahren Gestendgültig aus der Taufe gehoben. Freilich, die praktischen Reformvorschläge und Mahnungen der Bourgeoisie an den Feudalstaat scheiterten in ihren Versuchen so hoffnungslos, wie die historischen Versuche, neuen Wein in alte Schläuche zu gießen, noch allemal gescheitert sind. Der Hammer der Revolution brachte in 24 Stunden fertig, was ein halbes Jahrhundert reformerischer Flickversuche nicht vermocht hatte. Es war die Tat der politischen Machteroberung, was der Bourgeoisie die Bedingungen ihrer Herrschaft in die Hand gab. Aber die Nationalökonomie war neben philosophischen, naturrechtlichen und sozialen Theorien des Aufklärungszeitalters und an erster Stelle unter ihnen ein Mittel der Selbstbesinnung, eine Formulierung des Klassenbewußtseins der Bourgeoisie und als solche Vorbedingung und Ansporn zur revolutionären Tat. Bis in seine blassesten Ausläufer war das Werk der bürgerlichen Welterneuerung in Europa von dem Gedankeninhder klassischen Nationalökonomie gespeist. In England holt sich die Bourgeoisie in ihrer Sturm-und-Drang-Periode des Kampfes um den Freihandel, mit dem sie ihre Herrschaft auf dem Weltmarkt inaugurierte, die Waffen aus dem Arsenal von Smith-Ricardo. Und auch die Reformen der Stein-Hardenberg-Scharnhorstschen Periode, die den feudalen Plunder Preußens nach den bei Jena empfangenen Schlägen etwas modern zurechtputzen und lebensfähig machen wollten, schöpften ihre Ideen aus den Lehren der eng- |587| lischen Klassiker, so daß der junge deutsche Nationalökonom Marwitz im Jahre 1810 schreiben konnte: nebst Napoleon sei Adam Smith der mächtigste Herrscher in Europa.

Begreifen wir nun, warum die Nationalökonomie erst ungefähr vor anderthalb Jahrhunderten entstanden ist, so werden von demselben Standpunkt auch ihre weiteren Schicksale klar. Wenn die Nationalökonomie einmal eine Wissenschaft über die besonderen Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise darstellt, so ist ihre Existenz und Funktion offenbar an das Dasein jener geknüpft und verliert ihre Basis, sobald jene Produktionsweise aufgehört hat zu bestehen. Mit anderen Worten: Die Nationalökonomie als Wissenschaft hat ihre Rolle ausgespielt, sobald die anarchische Wirtschaft des Kapitalismus einer planmäßigen, von der gesamten arbeitenden Gesellschaft bewußt organisierten und geleiteten Wirtschaftsordnung Platz gemacht hat. Der Sieg der modernen Arbeiterklasse und die Verwirklichung des Sozialismus bedeuten somit das Ende der Nationalökonomie als Wissenschaft. Hier knüpft sich der besondere Zusammenhang zwischen der Nationalökonomie und dem Klassenkampf des modernen Proletariats.

Wenn es Aufgabe und Gegenstand der Nationalökonomie ist, die Gesetze der Entstehung, Entwicklung und Ausbreitung der kapitalistischen Produktionsweise zu erklären, so ist eine unabweisbare Folge, daß sie in weiterer Konsequenz auch die Gesetze des Verfalls des Kapitalismus aufdecken muß, der ebenso wie die früheren Wirtschaftsformen nicht von ewiger Dauer, sondern nur eine vorübergehende Geschichtsphase, eine Staffel auf der unendlichen Leiter der gesellschaftlichen Entwicklung ist. Die Lehre von dem Aufkommen des Kapitalismus schlägt so logischerweise in die Lehre vom Untergang des Kapitalismus, die Wissenschaft über die Produktionsweise des Kapitals in die wissenschaftliche Begründung des Sozialismus, das theoretische Herrschaftsmittel der Bourgeoisie in eine Waffe des revolutionären Klassenkampfes für die Befreiung des Proletariats um.

Diesen zweiten Teil des allgemeinen Problems der Nationalökonomie haben freilich weder die französischen noch die englischen und noch weniger die deutschen Gelehrten der bürgerlichen Klassen gelöst. Die letzten Konsequenzen aus der Theorie der kapitalistischen Produktionsweise hat ein Mann gezogen, der von vornherein auf dem Standpunkte des |588| revolutionären Proletariats stand: Karl Marx. Damit wurde der Sozialismus und die moderne Arbeiterbewegung zum erstenmal auf eine unerschütterliche Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnis gestellt.

Als das Ideal einer Gesellschaftsordnung, die auf Gleichheit und Brüderlichkeit der Menschen beruht, als das Ideal einer kommunistischen Gemeinschaft war der Sozialismus Jahrtausende alt. Bei den ersten Aposteln des Christentums, bei verschiedenen religiösen Sekten des Mittelalters, im Bauernkrieg blitzte die sozialistische Idee immer als radikalste Äußerung der Empörung gegen die bestehende Gesellschaft auf. Allein gerade als ein Ideal, das zu jeder Zeit, in jedem geschichtlichen Milieu empfohlen werden konnte, war der Sozialismus nichts als ein schöner Traum vereinzelter Schwärmer, eine goldene Phantasie, unerreichbar wie der luftige Schein des Regenbogens an der Wolkenwand.

Am Ausgang des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts tritt die sozialistische Idee zuerst mit Kraft und Nachdruck auf, losgelöst von religiös-sektierischer Schwärmerei, vielmehr als ein Widerschein der Schrecken und Verheerungen, die der aufkommende Kapitalismus in der Gesellschaft anrichtete. Doch auch jetzt ist der Sozialismus im Grunde genommen nichts anderes als ein Traum, eine Erfindung einzelner kühner Köpfe. Hören wir den ersten Vorkämpfer der revolutionären Erhebungen des Proletariats, Gracchus Babeuf, der während der Großen Französischen Revolution einen Handstreich zur gewaltsamen Einführung der sozialen Gleichheit unternahm, so ist die einzige Tatsache, auf die er sich in seinen kommunistischen Bestrebungen zu stützen weiß, die schreiende Ungerechtigkeit der bestehenden Gesellschaftsordnung. Diese in den düstersten Farben auszumalen, wird er nicht müde in seinen leidenschaftlichen Artikeln, Pamphleten wie in seiner Verteidigungsrede vor dem Tribunal, das ihm das Todesurteil gesprochen hat. Sein Evangelium des Sozialismus ist eine eintönige Wiederholung von Anklagen gegen die Ungerechtigkeit des Bestehenden, gegen die Leiden und Qualen, das Elend und die Erniedrigung der arbeitenden Massen, auf deren Kosten sich eine Handvoll Müßiger bereichert und herrscht. Es genügte nach Babeuf, daß die bestehende Gesellschaftsordnung wert ist, zugrunde zu gehen, damit sie auch schon vor hundert Jahren wirklich gestürzt werden konnte, sobald sich nur eine Gruppe entschlossener Männer fände, die sich der Staatsgewbemächtigte und das Regime der Gleichheit einführte, so wie die Jakobiner 1793 die politische Macht ergriffen und die Republik eingeführt hatten.

Auf ganz anderen Methoden und doch im wesentlichen auf derselben Grundlage beruhen die sozialistischen Ideen, die von den drei großen |589| Denkern: Saint-Simon und Fourier in Frankreich, Owen in England in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit viel mehr Genie und Glanz vertreten wurden. Freilich, an eine revolutionäre Machtergreifung zur Verwirklichung des Sozialismus dachte auch nicht entfernt einer von den genannten Männern mehr; im Gegenteil waren sie, wie die ganze Generation, die der großen Revolution nachfolgte, enttäuscht von allem sozialen Umsturz und aller Politik, ausgesprochene Anhänger rein friedlicher Propagandamittel. Allein die Basis der sozialistischen Idee war bei allen ihnen dieselbe: Sie war in ihrem Wesen nur Projekt, Erfindung eines genialen Kopfes, der ihn der geplagten Menschheit zur Verwirklichung empfahl, um sie aus der Hölle der bürgerlichen Gesellschaftsordnung zu erlösen.

So blieben denn jene sozialistischen Theorien trotz aller Kraft ihrer Kritiken und des Zaubers ihrer Zukunftsideale ohne namhaften Einfluß auf die wirklichen Bewegungen und Kämpfe der Zeitgeschichte. Babeuf ging mit einem Häuflein Freunde in der konterrevolutionären Sturzwelle unter wie ein schwankes Schifflein, ohne zunächst eine andere Spur als eine kurze leuchtende Zeile auf den Blättern der Revolutionsgeschichte zu hinterlassen. Saint-Simon und Fourier haben es nur zu Sekten begeisterter und begabter Anhänger gebracht, die sich nach einiger Zeit zerstreuten oder neue Richtungen einschlugen, nachdem sie reiche und fruchtbare Anregungen an sozialen Ideen, Kritiken und Versuchen ausgestreut hatten. Am meisten hat Owen auf die Massen des Proletariats gewirkt, doch gehen auch seine Einflüsse, nachdem sie eine Elitetruppe der englischen Arbeiter in den dreißiger und vierziger Jahren begeistert hatten, nachmals spurlos verloren.

Eine neue Generation sozialistischer Führer trat in den vierziger Jahren auf: Weitling in Deutschland, Proudhon, Louis Blanc, Blanqui in Frankreich. Die Arbeiterklasse hatte bereits ihrerseits den Kampf gegen die Kapitalsherrschaft aufgenommen, sie hat in den elementaren Aufständen der Lyoner Seidenweber in Frankreich, in der Chartistenbewegung in England das Signal zum Klassenkampf gegeben. Aber zwischen diesen spontanen Regungen der ausgebeuteten Massen und den verschiedenen sozialistischen Theorien bestand kein unmittelbarer Zusammenhang. Weder hatten die revolutionierten Proletariermassen ein bestimmtes sozialistisches Ziel im Auge, noch suchten die sozialistischen Theoretiker ihre Ideen auf einen politischen Kampf der Arbeiterklasse zu stützen. Ihr Sozialismus sollte durch gewisse schlau ersonnene Einrichtungen, wie die |590| Proudhonsche Volksbank für gerechten Warenaustausch oder die Produktivassoziationen Louis Blancs, realisiert werden. Der einzige Sozialist, der auf den politischen Kampf als Mittel zur Verwirklichung der sozialen Revolution rechnete, war Blanqui, dadurch der einzige wirkliche Vertreter des Proletariats und seiner revolutionären Klasseninteressen in jener Periode. Allein auch sein Sozialismus war im Grunde genommen ein Projekt, das, jederzeit realisierbar, als eine Frucht des entschlossenen Willens einer revolutionären Minderheit und eines von ihr durchgeführten plötzlichen Umsturzes ins Werk gesetzt werden konnte.

Das Jahr 1848 sollte der Kulminationspunkt und zugleich die Krise des älteren Sozialismus in all seinen Spielarten werden. Das Pariser Proletariat, beeinflußt durch Traditionen der früheren revolutionären Kämpfe, aufgewühlt durch verschiedene sozialistische Systeme, hing mit Leidenschaft verschwommenen Ideen von einer gerechten Gesellschaftsordnung nach. Sobald das Bürgerkönigtum Louis-Philippes gestürzt war, benutzten die Pariser Arbeiter ihre Machtstellung, um von der erschrockenen Bourgeoisie diesmal die Verwirklichung der »sozialen Republik und einer neuen »Organisation der Arbeit« zu fordern. Zur Durchführung dieses Programms wurde der provisorischen Regierung vom Proletariat die berühmte Frist von drei Monaten gewährt, während der die Arbeiter hungerten und warteten, die Bourgeoisie aber und das Kleinbürgertum sich im stillen bewaffneten und die Niederwerfung der Arbeiter vorbereiteten. Die Frist endete mit der denkwürdigen Junischlächterei, in der das Ideal einer jederzeit realisierbaren »sozialen Republik« in Blutströmen des Pariser Proletariats erstickt wurde. Die Revolution von 1848 führte nicht das Reich der sozialen Gleichheit herbei, sondern die politische Herrschaft der Bourgeoisie und einen ungeahnten Aufschwung der kapitalistischen Ausbeutung unter dem Zweiten Kaiserreich.

Doch um dieselbe Zeit, wo der Sozialismus alter Schulen unter den zerschmetterten Barrikaden der Juniinsurrektion auf immer begraben schien, wurde die sozialistische Idee von Marx und Engels auf eine ganz neue Basis gestellt. Die beiden suchten Stützpunkte für den Sozialismus nicht in der moralischen Verwerflichkeit der bestehenden Gesellschaftsordnung noch im Ausklügeln möglichst einnehmender und verlockender Projekte, wie die soziale Gleichheit im heutigen Staate eingeschmuggelt werden könnte. Sie wandten sich an die Untersuchung der wirtschaftlichen Verhältnisse der heutigen Gesellschaft. Hier, in den Gesetzen der kapitalistischen Anarchie selbst, deckte Marx den wirklichen Ansatzpunkt für die |591| sozialistischen Bestrebungen auf. Hatten die französischen und englischen Klassiker der Nationalökonomie die Gesetze aufgefunden, nach denen die kapitalistische Wirtschaft lebt und sich entwickelt, so nahm Marx ihr Werk ein halbes Jahrhundert später genau dort auf, wo jene es abgebrochen hatten. Er deckte seinerseits auf, wie dieselben Gesetze der heutigen Wirtschaftsordnung auf ihren eigenen Untergang hinarbeiten, indem sie durch das Umsichgreifen der Anarchie immer mehr die Existenz der Gesellschaft bedrohen und zu einer Kette vernichtender wirtschaftlicher und politischer Katastrophen [sich] gestalten. Es sind also, wie Marx nachgewiesen hat, die eigenen Entwicklungstendenzen der Kapitalsherrschaft, die auf einer gewissen Stufe ihrer Reife den Übergang zu einer planmäßigen, von der gesamten arbeitenden Gesellschaft bewußt organisierten Wirtschaftsweise notwendig machen, wenn die gesamte Gesellschaft und die menschliche Kultur nicht in den Konvulsionen der ungezügelten Anarchie ihren Untergang finden soll. Und diese Schicksalsstunde beschleunigt das herrschende Kapital selbst immer energischer, indem es seine künftigen Totengräber, die Proletarier, in immer größeren Massen zusammenführt, indem es sich über alle Länder der Erde ausbreitet, eine anarchische Weltwirtschaft herstellt und damit zugleich die Basis schafft für den Zusammenschluß des Proletariats aller Länder in einer revolutionären Weltmacht zur Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft. Damit hörte der Sozialismus auf, ein Projekt, eine schöne Phantasie oder auch ein Experiment einzelner Arbeitergruppen in jedem Lande auf eigene Faust zu sein. Als gemeinsames politisches Aktionsprogramm des internationalen Proletariats ist der Sozialismus eine historische Notwendigkeit, weil eine Frucht der ökonomischen Entwicklungstendenzen des Kapitalismus.

Es ist nun klar, weshalb Marx seine eigene ökonomische Lehre außerhalb der offiziellen Nationalökonomie gestellt, sie »eine Kritik der politischen Ökonomie« genannt hat. Die von Marx entwickelten Gesetze der kapitalistischen Anarchie und ihres künftigen Untergangs sind freilich selbst nur eine Fortsetzung der Nationalökonomie, wie sie von den bürgerlichen Gelehrten geschaffen worden ist, aber eine Fortsetzung, die sich in ihren Schlußergebnissen in schärfsten Gegensatz zu den Ausgangspunkten jener setzt. Die Marxsche Lehre ist ein Kind der bürgerlichen Ökonomie, aber ein Kind, dessen Geburt die Mutter das Leben gekostet hat. In der Marxschen Theorie hat die Nationalökonomie ihre Vollendung, aber auch ihren Abschluß als Wissenschaft gefunden. Was weiter zu folgen hat, ist - außer dem Ausbau der Marxschen Lehre in Einzelheiten - nur noch die Umsetzung dieser Lehre in die Tat, das heißt der Kampf des inter- |592| nationalen Proletariats um die Verwirklichung der sozialistischen Wirtschaftsordnung. Der Ausgang der Nationalökonomie als Wissenschaft bedeutet so eine welthistorische Tat: ihre Umsetzung in die Praxis einer planmäßig organisierten Weltwirtschaft. Das letzte Kapitel der nationalökonomischen Lehre ist die soziale Revolution des Weltproletariats.

Der besondere Zusammenhang zwischen der Nationalökonomie und der modernen Arbeiterklasse erweist sich somit als ein gegenseitiges Verhältnis. Wenn einerseits die Nationalökonomie, so wie sie von Marx ausgebaut worden ist, mehr denn jede andere Wissenschaft die unentbehrliche Grundlage der proletarischen Aufklärung ist, so bildet andererseits das klassenbewußte Proletariat heutzutage die einzige verständnisfähige und empfängliche Zuhörerschaft für die Lehre der Nationalökonomie. Erst noch die verfallenden Ruinen der alten feudalen Gesellschaft vor den Augen, blickten einst die Quesnay und Boisguillebert in Frankreich, die Adam Smith und Ricardo in England voll Stolz und Begeisterung auf die junge bürgerliche Gesellschaft und ließen in festem Glauben an das aufsteigende Tausendjährige Reich der Bourgeoisie und seine »natürliche« soziale Harmonie ihre Adlerblicke unerschrocken in die Tiefen der kapitalistischen Gesetze dringen.

Seitdem hatte der immer mächtiger anschwellende proletarische Klassenkampf und besonders die Juniinsurrektion des Pariser Proletariats den Glauben der bürgerlichen Gesellschaft an ihre eigene Gottähnlichkeit längst zerstört. Seit sie vom Baume der Erkenntnis moderner Klassengegensätze gegessen, verabscheut sie die klassische Nacktheit, in der sie die Schöpfer ihrer eigenen Nationalökonomie einst der Welt gezeigt hatten. Ist es doch heute klar, daß jene wissenschaftlichen Entdeckungen es waren, aus denen die Wortführer des modernen Proletariats ihre tödlichsten Waffen entnommen haben.

So kommt es, daß seit Jahrzehnten nicht bloß die sozialistische, sondern auch die bürgerliche Nationalökonomie, sofern sie einst wirkliche Wissenschaft war, in den besitzenden Klassen tauben Ohren predigt. Unfähig, die Lehren ihrer eigenen großen Ahnen zu verstehen und noch weniger die aus ihnen hervorgegangene Marxsche Lehre anzunehmen, die der bürgerlichen Gesellschaft die Totenglocke läutet, tragen die heutigen bürgerlichen Gelehrten unter dem Namen der Nationalökonomie einen formlosen Brei von Abfällen allerlei wissenschaftlicher Gedanken und interessierter Verirrungen vor, wobei sie nicht mehr den Zweck verfolgen, die wirklichen Tendenzen des Kapitalismus zu erforschen, sondern nur noch dem umgekehrten Zweck nachstreben, jene Tendenzen zu ver- |593| schleiern, um den Kapitalismus als die beste, einzig mögliche, ewige Wirtschaftsordnung zu verteidigen.

Vergessen und verraten von der bürgerlichen Gesellschaft, sucht die wissenschaftliche Nationalökonomie ihre Zuhörer nur noch unter den klassenbewußten Proletariern, um bei ihnen nicht bloß theoretisches Verständnis, sondern auch tatkräftige Erfüllung zu finden. Die Nationalökonomie ist es in erster Linie, auf die das bekannte Wort Lassalles zutrifft:

»Wenn sich die Wissenschaft und die Arbeiter, diese beiden entgegengesetzten Pole der Gesellschaft, umarmen, werden sie in ihren Armen alle Kulturhindernisse erdrücken.«[3]


Redaktionelle Anmerkungen

[1] Karl Bücher: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge und Versuche, Tübingen 1906, S. 135. <=

[2] Karl Bücher: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge und Versuche, Tübingen 1906, S. 136. <=

[3] »Die Allianz der Wissenschaft und der Arbeiter, dieser beiden entgegengesetzten Pole der Gesellschaft, die, wenn sie sich umarmen, alle Kulturhindernisse in ihren ehernen Armen erdrücken werde.« Ferdinand Lassalle: Die Wissenschaft und die Arbeiter. Eine Verteidigungs-Rede vor dem Berliner Kriminalgericht. In: Ferd. Lassalle's Reden und Schriften. Neue Gesammt-Ausgabe. Mit einer biographischen Einleitung hrsg. von Ed. Bernstein, Zweiter Band, Berlin 1893, S. 83 <=


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