Im Jahr 1554 hatte ein Naturforscher die Tulpe von Adrianopel nach Mitteleuropa gebracht. Sie wurde schließlich auch in den Niederlanden angepflanzt, wo die Tulpenzucht auch heute noch bedeutend ist. Anfang des 17. Jahrhunderts, um 1630, wurde die Tulpe in den Niederlanden immer beliebter, die Nachfrage stieg und der Preis kletterte regelmäßig. Damit wurde der Handel mit Tulpenzwiebeln zu einem lohnenden Geschäft. Zwiebeln, die man heute zu einem bestimmten Preis kaufte, konnten schon kurze Zeit später mit einem ansehnlichen, sicheren Gewinn wieder verkauft werden. Dadurch kam eine regelrechte Spekulationslawine ins Rollen. Der Handel wurde börsenmäßig nach dem Gewicht der Knollen betrieben, die in "Assen" berechnet wurden. In allen Städten wurden Wirtshäuser zu Börsen, wo Tulpen gehandelt und große Kaufverträge abgeschlossen wurden. Der Taumel ergriff das ganze Land und der "Kurs" der Tulpenzwiebeln stieg immer schneller, in die Höhe getrieben durch Spekulanten, die sich nicht für Tulpen interessierten sondern für die Gewinne durch die Kurssteigerungen ergeben.
Im Stadtregister von Alkmar kann man nachlesen, das 1637 zugunsten des Waisenhauses 120 Tulpenzwiebeln, die öffentlich versteigert wurden, 90 000 Gulden einbrachten. Man handelte mit Kaufverträgen auf künftige Ernten, also Zwiebeln, die noch gar nicht existierten. Eine einzige niederländische Stadt hat in einem Jahr 10 Millionen Gulden im Tulpenhandel umgesetzt. Es scheint verrückt, für eine Tulpenzwiebel 4000 oder 5000 Gulden auszugeben, wie es damals normal war. Aber an dieser Spekulation beteiligten sich nüchterne Kaufleute, die ebenso in Kartoffelknollen spekuliert hätten, wenn es ihnen einen entsprechenden Gewinn versprach. Ihnen ging es einzig um die Kursgewinne. Das bezeichnende an solchen Spekulationen ist ja, daß am Anfang, solange es aufwärts geht, alle gewinnen, die sich daran beteiligen. Nur die letzten beißen die Hunde. Solange der Preis oder Kurs der Tulpenzwiebel stieg, konnte jeder gewinnen, der sie kaufte.
Aber das konnte nicht ewig andauern. Plötzlich, 1637, trat der Umschwung ein. Manch einer, der schon längere Zeit über den wahren Wert der Knollen nachgedacht hatte, verkaufte seine Zwiebeln um das Geld in realen Werten anzulegen. Andere taten das gleiche. Tulpenzwiebeln, die bisher so gefragt waren, wurden nun in großen Mengen angeboten. Die Preise begannen zu fallen. Das machte andere ängstlich, bis schließlich eine förmliche Panik ausbrach. Mancher, der zum Kauf der Tulpen einen Kredit aufgenommen hatte, konnte ihn nicht mehr zurückzahlen. Andere, die Kaufverträge abgeschlossen hatten, wurden vertragsbrüchig. Das Vertrauen schwand, jeder wollte bares Geld, es gab keinerlei Kredite mehr, geliehenes Geld wurde sofort zurück gefordert, es kam zu einer allgemeinen Kreditkrise.
Einige wenige hatten sich bereichert, nämlich diejenigen die im Augenblick des Zusammenbruchs schon das meiste verkauft hatten. Die meisten aber wurden ruiniert. Durch die Spekulation waren keine wirklichen Werte vernichtet worden, der Schaden war dennoch enorm. Viele Handwerker hatten aufgehört zu arbeiten, weil die Spekulation einträglicher war. Handelshäuser hatten geschlossen, weil der Überseehandel riskanter erschien als der Tulpenhandel. Kapital und Ersparnisse wurden der Produktion und dem Handel entzogen und zur Spekulation verwandt.
Und nach dem Krach war das Vertrauen auf lange Zeit verloren, auch in London und Paris war die Kreditwürdigkeit verspielt.